Macht Kaffee wach? Eine kritische Betrachtung

Was ist das erste, das du morgens nach dem Aufstehen tust? Abgesehen vom Gang zur Toilette würden eine Vielzahl von Menschen diese Frage mit einem einzigen Wort beantworten: Kaffee. Schon beim ersten Wimpernschlag können manche an nichts anderes denken als den Geschmack des geliebten Heißgetränks. Ist ausnahmsweise mal kein Kaffee verfügbar, grenzt es für diese Leute an einer Zumutung, überhaupt in den Tag zu starten. Verzweifelt suchen sie den nächsten Bäcker oder das nächste Café auf. Geld spielt keine Rolle. Aber warum das ganze? Weil Kaffee anscheinend wach macht. Doch ist dem wirklich so?

Was hat das Koffein im Kaffee damit zu tun?

Jeder Mensch, der das Heißgetränk zumindest einmal gekostet hat, würde folgenden Satz unterschreiben: Kaffee und insbesondere das enthaltene Koffein wirken belebend. Wir alle kennen diesen Effekt, der nach dem ein oder anderen Heißgetränk zu viel schnell unangenehm werden kann. Auf biologischer Eben passiert folgendes: Koffein heftet sich an die Rezeptoren von Nervenzellen in unserem Gehirn an. Dadurch “belegt” es diese Plätze und macht es anderen Stoffen unmöglich, an den Rezeptoren Fuß zu fassen. Für ein Molekül namens Adenosin, für welches die Rezeptoren eigentlich reserviert sind, ist das besonders ungünstig. Adenosin verhindert normalerweise die Ausschüttung von belebenden Stoffen. Durch die Belagerung der Rezeptoren durch Koffein bleibt eben diese hemmende Wirkung aus. Resultat aus diesem Vorgang ist das Gefühl, durch Kaffeekonsum “wacher” zu sein.

Kaffee macht wach

Mehr Kaffee macht nicht wacher

Ebenso bekannt wie dieser Effekt ist die Tatsache, dass dieser mit erhöhtem Konsum langsam abklingt. Davon kann jeder Mensch ein Lied singen, der über einen langen Zeitraum hinweg regelmäßig Kaffee zu sich nimmt. Zunächst benötigt man vielleicht nur einen einzigen Kaffee, um den gesamten Arbeitstag über präsenter und energetischer zu sein. Nach ein paar Wochen sind es dann schon zwei, nach ein paar Monaten mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mehr Tassen. Unser Gehirn adaptiert sich nämlich an die Präsenz von Koffein. Konkret bildet es neue Rezeptoren aus, damit auch der “einschläfernde” Stoff Adenosin wieder Platz findet. Dadurch werden die zuvor ungebändigten Botenstoffe wieder gehemmt, es entsteht ein Gefühl der Müdigkeit. Im schlimmsten Fall führt diese Reaktionskette zu einem Teufelskreis. In der Hoffnung, sich endlich wieder wacher zu fühlen, steigert man den Kaffeekonsum ständig. Dadurch wird die Wirkung von Koffein jedoch immer weiter abgeschwächt.

Was ist die richtige Menge Kaffee als Wachmacher?

Wenn man mal ganz ehrlich ist, braucht man morgens keinen Kaffee, um wach zu werden. Dafür gibt es andere Methoden. Beispielsweise könnten man den Stoffwechsel durch Sport oder eine Dusche in Schwung bringen. Eine klare Empfehlung, wieviele Tassen Kaffee am Tag unbedenklich sind, gibt es nicht. Letztendlich reagiert jeder Mensch, jeder Körper etwas anders auf Stoffe wie Koffein. Ein oft zu lesener, grober Richtwert sind zwei kleine Tassen Kaffee pro Tag. Für viele mag diese Zahl utopisch klein klingen, besonders in Anbetracht der ständigen Verfügbarkeit von FilterkaffeeEspresso und Co. Wie bei vielen Dingen gilt auch bei Kaffee: Qualität geht über Quantität.

 

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Tim Jaschke